20.03.2010 - DBK Ultralang-OL - Karolinenfield / Thüringen
OL-Höhepunkt in Thüringen - Deutsche Bestenkämpfe im Ultralang-OL
Eine Woche nach unserem erfolgreich durchgeführten Magdeburger OL folgte für einige unserer Wettkämpfer der erste Saisonhöhepunkt: die Deutschen Bestenkämpfe im Ultralang-OL im Thüringer Wald direkt nördlich der Bleiloch-Talsperre.
Die 27 Einwohner des kleinen Dörfchens Karolinenfield nahmen uns OLer wieder genauso herzlich auf wie schon 2007 zum 24-Stunden OL, es gab von Kaffee und Kuchen, vielfältigem Essen über Hausgeschlachtetes und natürlich der guten Thüringer Roster wirklich jede Menge leckerer Spezialitäten.
Von uns ESVlern nahmen Susanne, Thomas, Holger und Gerhard am Lauf in sehr verschiedenen Altersklassen teil. Um ein paar Eindrücke der verschiedenen Bahnen und persönlichen Erlebnisse zu geben folgen nun drei Einzelberichte, zunächst von Susanne, welche in der D14 auf der 3,68km langen Bahn startete:

"Nach einer langen Winterpause freute ich mich auf eine schöne Strecke im Thüringer Wald.
Nach dem Start bin ich sicher zum ersten Posten gelaufen und konnte schon vor mir gestartete Läuferinnen einholen. Danach ging es ohne Probleme bis zum Posten 4. Zum Posten 5 wählte ich die sichere Wegvariante. Das bergige Gelände forderte seinen Tribut (für mich als Flachländerin), sodass ich zum Posten 6 eine schlechte Route (unter der Hochspannungsleitung) wählte und viel Zeit verlor. Zum Posten 7 ging es wieder einen Berg hinauf und so konnte Leonore Winkler auf uns aufschließen. Anschließend sind wir zusammen die restlichen Posten angelaufen. Nur hoch ins Dorf hatte sie bessere und schnellere Beine und kam somit auch vor mir ins Ziel, da ich schon ausgepowert war. Auf dem Zielsprint hat mich noch Henriette Käding eingeholt, aber das war mir egal, da sie 8 min vor mir gestartet ist und ich somit immernoch schneller war."
Susanne ist für diese sehr gute Leistung mit einem Podestplatz auf Rang drei und beeindruckenden 60,72 Punkten für die Bundesrangliste belohnt worden.
Holger konnte in der H50 seine Ziele mehr als erfüllen:
"Die Vorbereitung auf einen Meisterschafts- oder Bundesranglistenlauf ist immer die Gleiche. Man schaut auf die Startliste und rechnet sich aus, welche beste Plazierung möglich wäre und hat dabei einen „Top 6“ Platz im Auge, den ich bisher höchst selten mir erfüllen konnte.
So auch dieses Mal, Hartmut, Jan, Fuchsi, Ronald werden sich in jedem Fall vor mir einrangieren, auf meinem Niveau schätzte ich Werner und Gerd ein, Top 6 also möglich, jedoch alles was schlechter als ein 7. Platz wäre, würde in die Kategorie Enttäuschung fallen.
Ich war vor dem Start locker und hatte alle Zeit der Welt mich auf den Start vorzubereiten, wegen der Mittagszeit kamen eine Stunde vor Start eine Banane, ein Kohlenhydrate-Riegel und eine belegte Stulle auf den Speiseplan und natürlich reichlich Trinken.
Der Start dann beim Wettkampf verlief gut, obwohl relativ leicht aussehende Posten, musste man erst drauf treten, um sie zu sehen. Ich hatte die ersten zwei Posten gut angelaufen und konnte auf dem Weg zum dritten Posten ausprobieren, wie es läuferisch lief, und ich war zufrieden, so dass ich am vierten Posten immer noch gut gelaunt war.
Der fünfte Posten holte mich aus meinen Träumen zurück, denn ein langgestreckter Anstieg, den ich vor 10 Jahren noch wie ein junges Reh bewältigt hätte, ließ mich ins Gehen fallen und ich schaute erstmalig hinter mich, ob nicht Ronald, vier Minuten hinter mir gestartet, schon auftauchte. Orientierungstechnisch war alles noch easy, und so fand ich mich damit ab, dass ich läuferisch doch noch nicht so gut war und lieber aufpasse, dass O-technisch alle gut bleibt. Die langen Schläge zu Posten 7 und 8 gingen gut auf und unmittelbar am Posten 8 hatte ich den 12 Minuten vor mir gestarteten Burkhard Jandrig eingeholt. Er blieb bei mir bis zum Getränkeposten Posten 10. Ich verzichtete auf das Trinken und wollte meinen Widersacher auf diese Art und Weise loswerden, was mir auch gelang. Zu Posten 12 muß ich wohl doch nicht optimal unterwegs gewesen sein, denn plötzlich war er (Burkhard) wieder auf 20 Meter an mir ran gewesen. Der Weg zum Posten war für mich dankbar, ich forcierte das Tempo und hatte mich von den Verfolgern gelöst. Ronald war noch immer nicht zu sehen. Posten 14 zeigte mir, dass man dann und wann den Blick auf die Postenbeschreibung nicht vergessen sollte, denn unmittelbar vor dem eigenen Posten gab es einen Fremdposten, der mich ein bisschen aus der Konzentration riss.
Ich verlor bestimmt 30 Sekunden und da sah ich den 8 Minuten hinter mir gestarteten Jan. Schön, dass er mich erst jetzt einholte, schade, dass ich ihn nicht bis zum Ziel hinter mir lassen konnte.
Läuferisch schien er nicht wesentlich besser als ich zu sein, denn auf dem Weg zu Posten 15 kam er nicht weg von mir, überholen wollte ich nicht, und so war ich froh, als er plötzlich nach links abbog, was ich zu diesem Zeitpunkt nicht für sinnvoll hielt. Umso mehr war ich überrascht, dass ich bei der Suche nach dem versteckt platzierten Posten 15 plötzlich wieder vor mir sah.
Posten 16 war wieder easy und Posten 17, der Endposten, fast Schaulaufen und Ronald war noch immer nicht aufgetaucht. Zufrieden und völlig fertig nahm ich von Jan die Worte „du warst aber schnell“ entgegen.
Frau und Familie Bader nahmen mich am Ziel in Empfang. Ich war mir relativ sicher, ein Top 6 Ergebnis erreicht zu haben.
Erfreut nahm ich die Nachricht entgegen, dass Susanne den 3. Platz gewonnen hatte.
Nach dem Auslesen kam es zu den ersten Routendiskussionen mit Jan und Gerd und ich war froh, dass Gerd auf jeden Fall hinter mir war.
Auf dem Weg zur Schnellauswertung kamen mir Peter und Nadine entgegen und gratulierten mir zur guten Plazierung. Der schnelle Blick darauf zeigten mich an zweiter Stelle, es fehlten aber noch drei Starter. Top 6 war aber erreicht.
Schon kamen die neuen Blätter mit dem aktuellen Stand und da stand es Schwarz auf Weiß, ich bin auf dem zweiten Platz geblieben, noch vor Hartmut, meinem Favoriten.
Zweiter Platz bei der DBK Ultralang – sensationell, unbegreiflich und so schön und hoffentlich bald wieder in diesem Jahr.
Jan....Jan Kaminsky
Ronald... Ronald Ansorge
Hartmut...Hartmut Brettschneider
Fuchsi..... Dietmar Fuchs
Gerd...Gerd Schote
Werner....Werner Krämer"
Mit seinem unglaublichen zweiten Platz und den daraus folgenden 71,13 Punkten konnte sich Holger auf der Bundesrangliste von Platz 18 auf Platz 6 katapultieren.
Thomas startete als einer der vier Herren Elite Läufer: "2009 startete ich bereits in der Herren Elite bei der damals noch Deutschen Meisterschaft im Ultralang-OL und es war für mich der schönste Lauf des Jahres gewesen. Daher hatte ich mir auch dieses Jahr wieder die Elitebahn als Ziel gesetzt, ohne Leistungsziele, lediglich ankommen wollte ich. Jedoch war die Bahn mit 24,21 km schon deutlich länger als die 16,3 km des Vorjahres. Nach meinem Ausdauertraining im Winter fühlte ich mich recht fit, so dass ich mich schon sehr auf den Lauf freute und mich nicht von Diskussionen um Absagen wegen Schnee oder Ummelden auf eine kürzere Bahn wegen mangelnder Teilnahme in der Elite beirren lies. Kurz nach Zwölf, pünktlich also zu meinem Mittagstief, startete ich auf die Bahn. Diese war insgesamt sehr grün, manchmal war die Vegetation nicht genau aufgenommen und man stapfte im weißen Wald öfter schon mal durch kniehohe Tannen. Die Posten waren auch sehr versteckt und Postenobjekte oft auch schlecht auszumachen, Wurzeln waren wie angekündigt mehr vorhanden als in der Karte gezeichnet. Die Getränkeposten waren jedoch besser platziert als im letzten Jahr. Alles in Allem ein sehr schönes Gelände, eine gute Karte und eine sehr tolle und interessante Bahn.
Posten 1 war schnell gefunden, zu Posten 2 plante ich die Routen bis zu Posten 8 vor. Später stellte ich fest, dass so viel Vorbereitung gar nicht nötig war, da es auf den langen Schlägen immer wieder genug Gelegenheit zum Vorausplanen gab. Zu Posten 3 übersah ich einen Zaun auf der Karte und wurde vom 4 Minuten hinter mir gestarteten Wieland Kundisch überholt, mit dem ich eigentlich aufgrund unseres Leistungsunterschiedes schon an Posten 2 gerechnet hatte. Leider überlief ich Posten 3 und machte einen Parallelfehler, was mich insgesamt 4 Minuten kostete. An Posten 7 lief ich in eine etwas falsche Richtung ab und musste unnötig durchs Grün, dafür war die Routenwahl über den Weg gut und schnell. An Posten 10 lies ich wegen schlechter Feinorientierung 45s. Nach Posten 11 fingen die Schläge an länger zu werden, was jedoch Zeit zum Vorausplanen lies. Die nächsten Posten liefen gut, die Routenwahl zur 16 löste ich frühzeitig und entschied mich für die Umlaufroute durch das Tal, da ich die Höhenmeter über den Berg nicht nehmen wollte, wie es Wieland tat. Die Variante ,den Posten von oben herab anzulaufen wie es Karsten Leideck tat, übersah ich jedoch und halte sie im Nachhinein für die Beste, was auch an Karstens Bestzeit auf dieser Verbindung deutlich wird. Posten 16 und 17 lagen in einem sehr steilen Hang, an dem ich mich nur zu gehen traute, während Wieland und Karsten hier mehr als doppelt so schnell gegenüber Georg Hinkel und mir waren. Als ich mich endlich den Hang herunter gekämpft hatte ging es natürlich auf der anderen Seite des Tals gleich wieder herauf. Die nächsten Posten liefen gut, an Posten 20 bekam ich dann allerdings einen Krampf im hinteren Oberschenkel, obwohl ich beim Laufen eigentlich nie Krämpfe bekomme. Ich entschied mich daher, mehr Wegrouten zu laufen. Daher wählte ich auf dem letzten langen Schlag zur 24 auch die Wegvariante, die ich dann doch für zu lang hielt, aber ich zog meinen lange vorbereiteten Plan konsequent durch. Im Nachhinein war die Zwischenzeit recht gut und da ich zu dem Zeitpunkt kaum noch querlaufen oder Steigungen bewältigen konnte war die langsam ansteigende Strasse im Nachhinein betrachtet doch die richtige Wahl. Posten 25 war wie andere Posten vorher wieder sehr gut versteckt und lies sich einfach nicht finden. Ich übersah auch den ersten markanten Baum auf der Karte, da der grüne Kreis sowohl von einer Höhenlinie durchzeichnet als auch von einem Weg überdeckt wurde und im Laufen schlecht zu lesen war. Auch die eingezeichnete Laufbehinderung war im Wald nicht auszumachen. Nach einigem hin- und her entdeckte ich den mehrfach überlaufenen Posten dann beim Blick über die Schulter, er war wirklich sehr tief versteckt. Mittlerweile waren auch die Reserven total am Ende und das Laktat hatte sich überall im Körper angesammelt. Vollkommen fix und fertig suchte ich dann den vorletzten Posten 28 auch noch zu früh und lief zunächst einen Fremdposten an, was drei Minuten kostete. Im Ziel war dann die Siegerehrung schon in vollem Gange. Ich konnte zwar nicht mehr stehen, sprang aber des Öfteren auf und freute mich über die vielen sehr guten Platzierungen der Anhaltiner OLer. Mit meiner eigenen Zeit bin ich auch recht zufrieden, 13 Minuten Orientierungsfehler waren ok und hätten an der Platzierung auch nichts geändert. Etwas mehr als die anderthlbfache Zeit von Wieland ist für meine Verhältnisse auch gut genauso wie die 58 Bundesranglistenpunkte ähnlich wie im Vorjahr und ich freue mich riesig, dass ich so lange durchgehalten habe. Das war schließlich der mit Abstand längste Lauf meines bisherigen Lebens.“
Bleibt nur zu hoffen, dass in Zukunft die Ultralang nicht noch mehr an Status verliert und sich in manchen Kategorien vielleicht doch ein paar mehr Läufer auf die Bahn trauen.
Wir Sachsen-Anhaltiner stehen jedenfalls nicht nur früher auf, wir halten auch ultralänger durch!

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